Paradox: Altersdiabetes bei Kleinkindern – Für Eltern ist es oft ein Schock und meist schwer zu begreifen, dass ihr Kind an Diabetes Typ 2 dem sogenannten Altersdiabetes erkrankt sein soll. Leider wird die Diagnose immer häufiger bei Kindern gestellt. Ursache ist Übergewicht, das bei immer mehr Kindern auftritt. Die Statistik zeigt, dass von 1000 Menschen unter 18 Jahren 15 an Diabetes Typ 2 leiden. Bei den Anfangssymptomen, wie Durst und Müdigkeit, denken viele zunächst an keinen Diabetes. Kinder erleiden einen Leistungsabfall in der Schule. Das ist in der Pubertät nicht ungewöhnlich und niemand tippt auf die Zuckerkrankheit. Die beste Vorsorge ist auf ein normales Gewicht zu achten. Denn gerade im Kindesalter können Gewichtsprobleme noch verhältnismäßig einfach korrigiert werden. Zu dicke Kinder sollten vom Arzt regelmäßig auf mögliche Symptome von gewichtsbedingten Krankheiten untersucht werden.
Gene und Wachstumshormone fördern den Ausbruch der Krankheit
Die Erkrankung der meisten Kinder beginnt in der Pubertät. In dieser kritischen Zeit des Lebens schüttet der menschliche Körper viele Hormone aus, auch Wachstumshormone. Die Zellen sind durch die Wachstumshormone für Insulin nicht besonders empfänglich. Insulin ist jedoch im Körper unverzichtbar. Es hilft dabei Glukose, die aus der Nahrung gelöst wird, in die Zellen zu transportieren. Insulin ist der Schlüssel zur Glukoseaufnahme. Es ist das einzige Hormon, das den Glukose-Spiegel senken kann. Ist dieser Mechanismus gestört, verbleibt die Glukose im Blut und es entsteht Diabetes Typ 2, der sogenannte Altersdiabetes. Übergewicht fördert die Insulinresistenz. Bei vielen Kindern spielt die genetische Disposition eine zusätzliche Rolle. Sind Fälle von Diabetes in der Familie bekannt, so ist es umso wichtiger, auf ein normales Gewicht beim Kind zu achten. Ist es bereits zu dick, sollte die Gewichtsreduzierung angestrebt werden.
Diagnose von Diabetes Typ-2!
Die Diagnose des Diabetes Typ 2 ist bei Kindern oft Zufall. Am häufigsten wird der Diabetes festgestellt, wenn die Eltern mit dem Kind zum Arzt gehen, um etwas gegen das Übergewicht zu unternehmen. Dabei wird meist auch der Blutzuckerwert mitbestimmt.
Der Arzt sammelt bei der Anamnese die nötigen Informationen. Er listet alle Informationen auf:
- vorhandene Beschwerden
- genetische Veranlagung
- Übergewicht
- misst Blutdruck, der oft erhöht ist
- der Arzt nimmt Blut ab
- es wird ein Blutzuckertest in nüchternem Zustand gemacht
Ist der Zuckergehalt im Blut des Kindes bei über 7 Millimol pro Liter angesiedelt, lautet die Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit: Diabetes. Im Kindesalter ist das nicht schön, aber gut behandelbar.
Was ist ein Toleranztest?
Ist bei dem Kind in nüchternem Zustand ein Glukosegehalt von 5,6 bis 7 Millimol pro Liter Blut nachweisbar, könnte es Diabetes im Vorstadium haben. Der Blutzuckerspiegel ist im Anfangsstadium nüchtern in der Regel normal. Deshalb veranlasst der Arzt bei Verdacht einen Glukose-Toleranztest. Das Kind bekommt dafür ein großes Glas Zuckerwasser zu trinken. Nach zwei Stunden erfolgt eine Blutentnahme beim Kind. Wird nun der Blutzuckerwert von 11,1 Millimol pro Liter nachgewiesen, ist das Kind oder der Jugendliche zuckerkrank. Ab dem 10. Lebensjahr sollte bei Kindern mit hohem Risiko alle zwei Jahre ein Toleranztest gemacht werden.
Diabetes Typ 2 zeigt bei Kindern und Jugendlichen meist keine Komplikationen. Doch empfiehlt es sich, einmal jährlich Augen und Nieren durchzuchecken. Weiter ist der regelmäßige Checkup der Füße des Kindes wichtig. Empfindungsstörungen in den Füßen sind Anzeichen von Neuropathie, eine Folgeerkrankung des Diabetes. Jeder dritte Diabetiker in Deutschland ist betroffen. Kinder spüren davon meist nichts oder können die Anzeichen nicht einordnen. Je früher die Neuropathie erkannt wird, umso erfolgreicher kann man Folgekomplikationen (diabetisches Fuß-Syndrom) vorbeugen. Erhöhte Blutfett-Werte und hoher Blutdruck, werden vom Kinderarzt ebenfalls im Auge behalten.
Therapie des Diabetes Typ-2
Die beste Therapie des Diabetes Typ-2 ist die schnelle Gewichtsregulierung. Meist normalisiert sich der Blutzuckerspiegel beim Kind wieder, weil die Körperzellen nun empfindlicher auf Insulin reagieren. Eltern sind in diesem Prozess besonders eingebunden, weil sie die Gewichtsreduzierung mit einer speziellen Diät und Bewegung begleiten müssen. Ist das Gewicht normal und der Diabetes bleibt bestehen, werden Tabletten verordnet. Ist es nicht ausreichend, bleiben nur noch die Spritzen mit Insulin als Therapie des Altersdiabetes übrig. Das Kind lernt in einer Diabetes-Schulung seinen Blutzuckerwert selbst zu regulieren und damit, zu leben. Eine Möglichkeit zur Kontrolle des Gewichts bietet die Bestimmung des BMI beim Kind.
Ernährungstipps bei dicken Kindern
Die Ernährung spielt bei einer Diabetes Typ-2 Diagnose eine wesentliche Rolle, für die weitere Entwicklung des Krankheitsbildes und für das Wohl des Kindes. Eltern sollten darauf achten, dass beim Kind eine gesunde und ausgewogene Nahrungsaufnahme gewährleistet ist. Hier ein paar Tipps:
- (sehr) viel Wasser (oder Tee) trinken
- viel Obst, Gemüse und Salat für ausreichend Vitamine und Mineralstoffe
- regelmäßig Milchprodukte, wie Quark, Joghurt und Käse mit geringem Fettanteil
- wenig Wurst und fettreiche Kost
- sparsam mit Fett umgehen
- fettarme Milch verwenden
- Crème fraîche beim Kochen mit Milch verdünnen
- Saure Sahne statt Schlagsahne beim Kochen nutzen
- kaum Fastfood und nur selten Frittiertes
- möglichst wenig Süßes(!)
- weitere tolle Ernährungstipps für dicke Kinder
Kindern, die zu Übergewicht neigen, sollten Eltern zusätzlich zum Pausenbrot auch immer Obst und Gemüse mitgeben. Außerdem hilft zu dicken Kindern gemeinsames Kochen, um ein Verständnis für gesunde Ernährung zu erlangen. Auf Fertiggerichte sollte weitestgehend verzichtet werden.
Statistik: Übergewicht bei Kindern
Statistiken zum Übergewicht bei Kindern zeigen auf, dass immer mehr Kinder unter massiven Gewichtsproblemen leiden und schlichtweg zu dick sind. Neben der zusätzlichen körperlichen Belastung und der Gefahr von Krankheiten wie dem Altersdiabetes im Kindesalter leiden die betroffenen Kinder häufig auch unter psychischen Stress. Folgende Statistik zeigt das Übergewicht bei Kindern in Deutschland inklusive Adipositas, also Fettleibigkeit:
- Jungen: 22,6 %
- Mädchen: 17,6 %
In Griechenland liegen diese Zahlen sogar bei rund 40 % und in den USA bei rund 35 %. In China hingegen werden laut Statistik nur 5 % der Kinder als übergewichtig eingestuft.