Kinderwagen haben sich in den letzten Jahren zum familiären Statussymbol entwickelt: Sie verbinden den Lifestyle einer ganzen Generation, was sich nicht zuletzt im Preis bemerkbar macht. Nicht selten veranschlagen die bekannten Markenhersteller bis zu 700 € für einen fahrbaren Untersatz für die Kleinsten. Was dürfen Mama und Papa für ihre Investition im Gegenzug erwarten? Die Stiftung Warentest und Ökotest haben sich besonders intensiv mit diesen Fragestellungen auseinandergesetzt und verschiedene Modelle unter die Lupe genommen. Wir stellen in diesem Beitrag nicht nur zusammenfassend die Ergebnisse der Praxistests vor, sondern hinterleuchten auch eines der sensibelsten Themen: Schadstoffe im Kinderwagen.
Was sollten Eltern von einem Kinderwagen erwarten?
Im Prinzip sollte ein passender Kinderwagen eine geräumige und feste Liegefläche aufweisen: Er sollte sich weder sperrig, noch komfortabel in den Weg stellen. Gerade der unwegsame Großstadtdschungel und ausgiebige Shoppingtouren stellen hohe Anforderungen an die Beweglichkeit eines Kinderwagens. Obendrein sollte ein kostspieliger Kinderwagen die Kleinsten nicht nur wenige Monate begleiten, sondern bestmöglich über individuell verstellbare Komponenten mitwachsen.
In diesem Zusammenhang haben sich Kombiwagen als familienfreundliche Allrounder durchgesetzt: Sie verbinden die folgenden, praktischen Komponenten miteinander:
- Tragetaschen,
- Babyschale,
- Sonnenschutz,
- Feststellbremse,
- verstellbaren Liegefläche und
- Fußstützen.
Beim Kauf eines Kinderwagens geht der erste Blick in Richtung Vorderräder. Die Top-Modelle fallen vor allen Dingen leicht und kompakt aus, um dem Kinderwagen eine optimale Wendigkeit zu geben. Jeder, der zum ersten Mal einen Kinderwagen durch eine enge Einkaufspassage oder U-Bahn-Tunnel geschoben hat, weiß wovon die Rede ist. In diesem Zusammenhang bieten die Hersteller eine reichhaltige Auswahl aus unterschiedlichen Modellen, die vom wendigen Sportwagen über das praktische Kombimodell reichen.
Ökotest warnt vor Schadstoffen in Kinderwagen
In einem ausgiebigen Praxistest hat Ökotest einen eklatanten Mangel im Hinblick auf die Kinderwagen und die Schadstoffe herausgefunden. Zu diesem Zweck hat man
- Verdecke,
- Griffe,
- Polster und
- die anderen Bauteile
eines Kinderwagens ins Labor geschickt. Das erschreckende Ergebnis: Der Großteil der Kinderwagen steckte voller übler Inhaltsstoffe. Ganze drei Kinderwagen haben sogar die Wertnote „ungenügend“ erhalten.
Wo verstecken sich krebserregende Schadstoffe?
Tatsächlich hat sich in einem Modell sogar ein verbotener Inhaltsstoff, nämlich p-Aminoazobenzol, befunden. Dieser Inhaltsstoff ist den aromatischen Aminen zuzuordnen. Im Zuge von langwierigen Tests hat man herausgefunden, dass diese Schadstoffe krebserregend sind und natürlich nichts in einem Kinderwagen zu suchen haben. Weitere Bestandteile, in denen man Schadstoffe gefunden hat, waren die Etiketten.
Die folgenden bedenklichen Inhaltsstoffe fand das Labor in einer besorgniserregenden Konzentration:
- Weichmacher,
- polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe: kurz PAK,
- phosphororganische Verbindungen.
Dabei verweist Ökotest auf die bedenkliche Wirkung der Schadstoffe aus der Stoffgruppe der PAK. In diesem Zusammenhang ist von einer krebserregenden Wirkung auszugehen, wenn diese Stoffe in direkten Hautkontakt treten. Da vor allen Dingen die Griffe der Kinderwagen eine erhöhte Konzentration aufwiesen, ist ein Kauf bzw. eine stetige Benutzung nicht zu empfehlen.
Erhöhte Anteile von Farbstoffen
Ein weiterer, bedenklicher Inhaltsstoff ist der Farbstoff Anilin. So wurden in einigen Kinderwagen erhöhte Farbstoffwerte gefunden, die sich vor allen Dingen im Bezug versteckten. Nach diesem Test war leider nicht jeder Hersteller bereit, seine gesamten Stoffbezüge auszutauschen: Einige verwiesen auf eine existierende TÜV-Überprüfung und wiesen alle Vorwürfe von sich.
Bedenkt man nun, dass ein Baby ca. 14 Stunden am Tag schlafend verbringt und wohl einen Großteil der Ausflüge im Kinderwagen liegt, sollte der Kauf mit wachem Blick erfolgen. Die Stiftung Warentest verweist nicht nur auf Schadstoffe und krebserregende Materialien, sondern auch auf eine optimale Liegefläche von 35 × 78 cm. Insbesondere giftige Weichmacher gelten hier als die problematischen Inhaltsstoffe, die nicht nur im Kinderwagen, sondern auch in Kunststoffspielzeug und in den täglichen Dingen des Lebens enthalten sind.
Doch was kann dabei helfen Schadstoffe zu erkennen, um eine nachhaltige Schädigung zu vermeiden?
Was können Eltern tun?
Hier spielt einer EU-Verordnung aus dem Jahre 2007 jedem Verbraucher in die Tasche. Die Hersteller sind laut Gesetz dazu verpflichtet, Auskunft über unterschiedliche gefährliche Stoffe zu geben. Die Liste der verwendeten Schadstoffe wurde zu Jahresbeginn nochmals erweitert. Das Informationsmaterial des Umweltbundesamtes informiert nicht nur über Haushaltsprodukte, die im Verdacht stehen, sondern auch über die möglichen giftigen Inhaltsstoffe.