Hibbeln: Das Warten auf die Schwangerschaft

Irgendwann ist der Tag gekommen, an dem Mann und Frau sich mit dem Thema Kinderwunsch auseinandersetzen. Gerade in längeren Beziehungen und auch ab einem gewissen Alter entscheiden sich viele Paare dazu, ein Kind zu bekommen – eine Zeit voll Warten und Erwarten beginnt – gern auch als Hibbeln bezeichnet. Wann habe ich meinen Eisprung? Hat es geklappt in diesem Zyklus? Ist das Ziehen ein Anzeichen? Erfahre in diesem Beitrag mehr über das Thema.

Kinderwunsch: Vom Hibbeln und Warten

„Ich will ein Kind von dir“ … und dann beginnt das aufgeregte Warten und Hibbeln. Doch wie sollten die zukünftigen Eltern mit ihrem Kinderwunsch umgehen? Wie wird das Warten auf die Schwangerschaft für alle Beteiligten möglichst entspannt und angenehm?

Mit freudigem Hibbeln auf die Schwangerschaft warten?

Besonders nach dieser Entscheidung wird deutlich, wie unterschiedlich Männer und Frauen mit einer geplanten Schwangerschaft umgehen. Bereits in der Schule wird den Schülern beigebracht, dass eine falsche oder gar keine Verhütung schnell zu einer ungewollten Schwangerschaft führen kann – im Umkehrschluss lässt dies leicht die Vermutung zu, dass schwanger werden ein Kinderspiel ist.

Auch, wenn es normal ist, bis zu ein Jahr auf eine Schwangerschaft zu warten, kommen bei wöchentlichen Enttäuschungen durch negative Tests oft Selbstzweifel an den Paaren auf (siehe auch: Schwangerschaftstest). Während die wenigsten Beteiligten ihrem Partner vorwerfen, schuld an der Nicht-Schwangerschaft zu sein, kämpfen meist sowohl Männer als auch Frauen mit Zweifeln an sich selbst und vor allem Zweifeln an der eigenen Fähigkeit, Kinder zu gebären bzw. zeugen zu können. Gerade bei Männern schlagen die negativen Ergebnisse oft Kratzer in den Ego, da das Thema Potenz und Kinder zeugen unterbewusst und instinktiv das Gefühl der Männlichkeit auszeichnet und stärkt. So setzt das Hibbeln der Partnerin den Mann oftmals noch mehr unter Druck, da er das Gefühl hat, Leistung erbringen zu müssen und an seiner Potenz „messbar“ zu sein, auch besteht in seinen Augen oft das Risiko, die Partnerin aufgrund seiner „Unfähigkeit“ zu verlieren.

Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, sich in der Partnerschaft viel auszutauschen. Bei solchen Gesprächen sollten die Paare regelmäßig ihre Gefühle und die Situation reflektieren, jedoch sollten die herrschenden Ängste und Zweifel nicht zu groß gemacht werden, damit sie nicht die Chance bekommen, primärer Gedanke zu sein und somit das freudige Hibbeln zu verdrängen – ein Kind zu bekommen ist etwas Schönes und keine quälende Aufgabe!

Gemeinsames Hibbeln: Eine Zeit des Zusammenhaltens

Ein weiterer Unterschied zwischen Männern und Frauen ist es, ihre Empfindungen auszudrücken – oder auch nicht. Frauen fällt es in der Regel viel leichter Gedanken, Wünsche und auch Ängste zu äußern; Männer hingegen sind oft der Ansicht, Probleme alleine lösen zu müssen, Plaudern möchten sie darüber nicht. In der Zeit des Hibbelns ist es deshalb wichtig, als Paar zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu stärken. Damit soll der Druck aus der Situation genommen werden, das Hibbeln wird als Team überstanden und gemeistert.

Dadurch, dass Männer sich weniger mitteilen, bekommen deren Partnerinnen außerdem oftmals das Gefühl, dass ihr Mann überhaupt kein Interesse daran hat, ein Kind zu bekommen, sie fühlt sich mit der Planung und dem Wunsch nach Nachwuchs oft alleine gelassen. So bestätigt auch eine Studie des Psychologen Holger von der Lippe die Haltung von Männern zu dem Thema Kinderwunsch. Von 200 Männern hörte der Psychologe am häufigsten, dass diese sich „das alles gar nicht vorstellen“ könnten. Der unerfüllte Kinderwunsch als Thema in einer Beziehung erhöht oft den Druck auf den Partner, er fühlt sich in seiner Potenz angegriffen und zieht sich deshalb zurück, auch wächst die Angst, womöglich die Partnerin zu verlieren (vgl. von der Lippe/Fuhrer 2003).

Ein weiterer Unterschied zwischen den Geschlechtern ist die Zukunftsplanung. Während Frauen schon lange im Voraus planen, wie sie ihr Leben führen wollen, entscheiden Männer oft intuitiv in einer Situation, wie zu handeln ist. So geht das Hibbeln bei einer geplanten Schwangerschaft oft an ihnen vorbei, denn Männer beschäftigt der Familienzuwachs erst dann, wenn das Baby wirklich kommt. Dieses Verhalten darf aber nicht falsch gedeutet und zu viel interpretiert werden, denn solche Muster sind oftmals kein Fehlverhalten, sondern machen einfach nur den Unterschied der Geschlechter deutlich.

Ein Kind der Freude

Um der Familienplanung mit Freude entgegenblicken zu können, gibt es Wege, die Negativ-Spirale zu durchbrechen. Diplom-Psychologe Markus Ernst empfiehlt für ein freudiges Hibbeln, sich gemeinsam als Paar wieder verbindende Momente und Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen und den Kinderwunsch nicht mehr zum Hauptbestand der Beziehung zu machen, denn die Partnerschaft habe auch vorher funktioniert. Entlastend sei in der Situation auch, dem möglichen Familienzuwachs nicht das ganze „Lebensglück“ zuzuschreiben – denn auch ohne erfüllten Kinderwunsch kann man glücklich sein. Und sollte es zu einer Schwangerschaft kommen, ist es ein Kinder des Hibbeln und der Freude!

Sollten all diese Methode und eine harmonische Partnerschaft nicht funktionieren, gibt es letztendlich auch noch die Möglichkeit, zahlreiche Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, um das Hibbeln zu beschleunigen und ein Kind zu bekommen. Hierfür gibt es Beratungsstellen, medizinische Unterstützung oder sogar eine Adoption als mögliche Wege für den Familienzuwachs. Ob man sich als Paar für eine dieser Methoden entscheidet, ist jedem selber überlassen – wichtig ist nur, dass das Paar sich als Ganzes und auch als jeder Einzelne wohlfühlt und die Situation mit positiven Gefühlen erlebt, denn dann steht einer glücklichen Familie nichts mehr im Wege.

Quellen:

Lippe, Holger von der/Fuhrer, Urs (2003) Erkundungen zum männlichen Kinderwunsch. Ergebnisse einer psychologischen Interviewstudie mit 30-jährigen ostdeutschen Männern zur Familiengründung. Working Paper 2003-015, Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock.


Eine Leserin schrieb:

Ich würde am liebsten loshibbeln, aber mein Freund (und bald Ehemann) möchte noch nicht … also muss ich mich auch gedulden.

Was kannst du ihr raten? Wie sollte sie sich verhalten? Und wie habt ihr das Hibbeln aufs Baby gemeistert? Diskutiert und plaudert mit uns auf Facebook.

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